Vergleich zweier kommender Konzepte.
(Bild:© scandicsteel / PIXNER)

Wir wagen heute einmal einen außergewöhnlichen Vergleich zweier Fahrzeugkonzepte, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten.
Doch ist das wirklich so? Und welches Konzept ist am Ende das bessere Gesamtkonzept?

Da ist zum einen das stark wachsende Unternehmen aus Kalifornien, welches just in dem Jahr gegründet wurde, als der noch amtierende XC90 I gerade auf den Markt gekommen ist. Und zum anderen das Traditionsunternehmen Volvo, welches 1927 gegründet wurde und einen legendären Ruf in Sachen Sicherheit und Innovation hat. 
Und genau um diese beiden Fahrzeughersteller, die die wohl momentan interessantesten und innovativsten Fahrzeugkonzepte entwickeln, soll es heute gehen. 
Zum einen ist da das Tesla Model X. Ein modern gezeichneter 7-sitziger Crossover mit einem einzigartigen Türenkonzept, der nach sehr vielen Verzögerungen nun voraussichtlich 2015 zu den Kunden kommen soll. 
Zum anderen ist da der kommende XC90 II, der auf der diesjährigen Messe in Paris seine Premiere feiern soll und ebenfalls 2015 zu den Händlern rollen soll.

Karosserie / Innenraum:

Beide  Fahrzeuge haben eine freitragende Karosserie und bieten Platz für bis zu 7 Sitzplätze. Während der Schwede ein konventionelles Türenkonzept und eine zweiteilige Heckklappe hat, besticht der Kalifornier mit seinen "Falcon Wings". Flügeltüren die das Erreichen der hinteren Plätze erleichtern sollen. Doch genau diese sind der Knackpunkt. Denn aus Insiderkreisen ist schon seit längerem bekannt, daß genau diese Türen sehr schwierig in den Griff zu bekommen sind. Zum einem ist da in der Dachkonstruktion des Tesla kaum noch Platz für tragende Elemente. Und zum anderen muß da sehr viel Material in der Bodengruppe verbaut werden. Dies schlägt sich natürlich im Fahrzeuggewicht nieder. Welches beim Model X bei ca. 2,5 Tonnen liegen dürfte. Und trotz aller konstruktiver Maßnahmen wird die Verwindungssteifigkeit einer herkömmlichen Karosserie wie sie der Volvo unter dem Blechkleid trägt nicht erreicht werden können. Und kommen da noch kalte Temperaturen, Eis und Schnee mit ins Spiel, könnten diese Flügeltüren richtige Probleme machen. 
Aber einen riesigen Vorteil haben die Türen des Tesla sehr wohl. Beim Parken in engen Parklücken ist eindeutig mehr Platz zum Aussteigen, ohne dem nebenan parkenden Fahrzeug gleich die "Fassade" zu demolieren! Gerade mit Kindern ist dies sehr vorteilhaft.
Auch im Innenraum bietet der Tesla Vorteile. So hat der Wagen durchgängig einen ebenen Fahrzeugboden, während im Volvo im vorderen Bereich eine Mittelkonsole sein wird. Doch da entscheidet letztendlich der Geschmack. Anders sieht es bei der Verarbeitung, den Sitzmöbeln und der Innenraumgestaltung aus. Hier liegen ganz klar die Stärken der Schweden. (Wir gehen von einer normalen Volvo Qualität aus - da wir es real noch nicht überprüfen können.)
Ein Volvo wirkt immer wie aus einem Guß. Die Verarbeitung ist auf deutschem Premiumniveau und die Sitzmöbel sind herausragend. Besonders für Personen mit Rückenleiden sind diese Sitzmöbel erste Wahl. Bei dem Tesla Model X sind die Sitze auf den hinteren Plätzen - so die einhellige Meinung von Personen die darin Platz genommen haben - zu dünn gepolstert.
Auch waren sie bei den auf der Messe ausgestellten Prototypen noch nicht auf dem Niveau, was man in dieser  Preisklasse erwarten würde.
Von den Abmessungen ist der Tesla Model X mit einer Länge von ca. 5 Metern dem Volvo mit 4,808  Metern Außenlänge etwa 20 cm überlegen. Auch bei der Breite (ca. 2m) übertrift der Tesla den Volvo deutlich. Lediglich in der Höhe kann der Volvo dem Tesla Paroli bieten und mit eine Höhe von knapp 1,8m den Tesla um etwa 10 cm überragen.
Auch bei dem Kofferraumvolumen hat der Volvo nicht so viel zu bieten wie der Tesla, da dieser konzeptbedingt 2 Laderäume hat. Doch bei einer Zuladung von 600kg hat der Volvo gegenüber dem Tesla mit 550kg leicht die Nase vorn. Somit geht die Wertung trotz aller eventueller Schwachstellen an den Tesla. Er ist einfach geräumig und riesengroß. Typisch amerikanisch.

Bedienkonzept / Assistenzsysteme / Sicherheit:

Beide Fahrzeuge haben wohl die innovativsten Bedienkonzepte, die der weltweite Markt in absehbarer Zeit haben wird.
Der Tesla besticht mit seinem 17 Zoll großen Touch an der Armaturentafel, über den sich fast alle Fahrzeugfunktionen steuern lassen. Lediglich für die Warnblinkanlage und das Öffnen des Handschuhfachs sind Knöpfe vorhanden. Nachteil des großen Touch ist, dass dieser sich kaum dimmen läßt. Das ist besonders bei Nachtfahrten echt hinderlich, ja sogar gefährlich. Aus diesem Grund hat ein schweizerischer Anwalt ein Verbotsverfahren (Model S) eingeleitet.
Ansonsten läßt dieses System keine Wünsche offen. Schnell ins Internet, Webbradio hören u.v.m. sind mit dem fahrenden Computer möglich.
Der Volvo geht einen ähnlichen Weg. Das in Genf vorgestellte Infotainmentsystem CarPlay, welches Volvo zusammen mit Apple entwickelt hat, basiert auf dem Apple Betriebssystem und kann all das, was der Tesla auch kann. Und dabei ist der ca. 11 Zoll große Schirm wunderschön in das Fahrzeug integriert und kann völlig abgedunkelt werden. Es sind nur Funktionen zu sehen, die der/die Fahrer/in wirklich aktuell benötigt.
Bei dem neuen Volvo XC90 werden sich viel Befehle ebenso wie bei dem Model X sprachsteuern lassen. Und 2016 soll bei Volvo noch die Gestensteuerung dazukommen. Auch können viele wichtige Informationen über ein Head Up Display direkt in das Sichtfeld des Fahrers eingeblendet werden. Dieses System erhöht die Sicherheit, ist aber bei Tesla nicht lieferbar.
Bei den Assistenzsystemen sieht es momentan bei Tesla traurig aus. Denn es gibt keine!
Bei Volvo hingegen  bekommt der Kunde was das Herz begehrt und das Fahren sicherer macht. Angefangen bei dem Bremsassistenten der im Notfall das Fahrzeug selbstständig zum Stehen bringt, oder das Nachtsichtgerät, oder der Spurhalteassistent oder, oder, oder.
Demnächst wird der neue XC90 autonom fahren können und selbstständig einen Parkplatz suchen. 
Und in Sachen Sicherheit ist es ähnlich. Sicherlich wird das Model X wieder eine 5-Sterne Crash Sicherheit bekommen, wie das Model S. Doch so eine extrem harte Karosse hat einen sehr großen Nachteil. Sie läßt im Ernstfall schwächeren Verkehrsteilnehmern keine Überlebenschance.
Der Volvo wird ebenfalls 5 Sterne erreichen. Jedoch hat dieser einen weichen Vorderwagen inkl. Fußgängerairbag. Was anderen Verkehrsteilnehmern den nötigen Platz zum Überleben gibt. Und mit allen Assistenzsystemen an Bord, kann der Volvo gänzlich Unfälle vermeiden.
Dieses Kapitel geht ganz klar an Volvo.

Antrieb / Alltagstauglichkeit:

Das sollte die Paradedisziplin des Tesla sein. Und gewiss wird der rein elektrisch angetriebene  Model X Beschleunigungswerte eines Porsche abliefern und so den meisten Autos auf diesem Planeten um die Ohren fahren. Der neue XC90 wird mit dazugehören!
Denn dieser wird in seiner größten Ausbaustufe inkl. Plug-in Hybrid Einheit etwa 400 PS leisten und somit ein Leistungsdefizit von ca. 30 PS gegenüber dem Tesla aufweisen.
Bei dem Sprint von 0-100km/h wird der XC90 mit ca. 6,8 s über 2 Sekunden mehr als der Tesla benötigen. Bei der Höchstgeschwindigkeit wird der Volvo dem Tesla mit ca. 230km/h davonfahren. Der rein elektrisch betriebene Tesla wird unter optimalen Bedingungen eine Reichweite von knapp 400 km haben, während der Volvo etwa 1000km Aktionsradius hat. Rein elektrisch wird der Volvo ca. 60km weit fahren und somit die meisten Alltagsfahrten emissionsfrei zurücklegen können. Jedoch bei winterlichen Temperaturen sieht es mit der Reichweite des Tesla eher mau aus. Bei Tests im vergangenen Winter (-7 Grad) mit dem Model S (hat das gleiche Akku verbaut ) wurden aus knapp 400 km Reichweite gerade einmal 100km. Den Volvo sollte das nicht stören. Geht das Akku zur Neige, verrichtet der Verbrennungsmotor seinen Dienst und sorgt für Vortrieb. Reichweitenangst  adé. Auch dieses Kapitel geht aufgrund der Alltagstauglichkeit an den Volvo.

Umwelt / Kosten:

Da werden die meisten ganz klar sagen, das Elektroauto gewinnt bei dem Thema Umwelt. Doch ganz so einfach ist es nicht. 
Denn bei der herkömmlichen  Produktion von Akkus, wie sie im Tesla eingesetzt werden, entstehen Unmengen an CO² und viele andere giftige Stoffe. Auch läuft die Produktion der Tesla Fahrzeuge im Gegensatz zu Volvo noch nicht CO²-neutral. Zu den offiziellen Zahlen bezüglich der CO² Emissionen, die bei der Produktion eines 85kWh Akkus entstehen, schweigt sich Tesla aus. Doch Experten gehen davon aus, daß der Wert in einer Größenordnung liegt, als wäre der Wagen der damit betrieben wird, schon mehrere hunderttausend Kilometer gelaufen. Auch wird nicht überall CO² neutral produzierter Strom als Energiequelle genutzt. Dies schmälert die Bilanz nochmals. Und nicht vergessen sollten die Käufer eines Tesla, dass der Hersteller für jedes produzierte Fahrzeug sogenannte  "emissions credits" vom Staat bekommt.  Diese wiederum verkaufen die Kalifornier an andere Hersteller, die dadurch ganz legal mehr Dreck in die Luft pusten können. So ist der grüne Gedanke gar nicht so grün wie viele denken. Auch ist der weite Transport der Tesla Fahrzeuge um die halbe Welt auch nicht CO² neutral. 
Bei den Fahrzeugpreisen können wir natürlich nur schätzen. Wir gehen davon aus, daß  der neue Volvo XC90 ab etwa 50 000 Euro zu haben sein wird. Das wird in etwa die Hälfte des Preises für einen neues Model X sein. Natürlich können beide Fahrzeuge mit Sonderausstattung noch wesentlich teurer werden. Doch das ist wiederum eine Sache, die jeder Kunde für sich entscheiden muß.
Somit geht auch das letzte Kapitel zum Vorteil für Volvo aus. Er wird einfach das rundere Gesamtkonzept bei deutlich geringerem Preis und keinesfalls mehr Umweltbelastung bringen.

Wir wollen hier nicht schlechte Stimmung gegen Tesla machen. Ganz im Gegenteil. Dieses junge Unternehmen aus dem Silicon Valley hat Beeinduckendes in sehr kurzer Zeit geleistet.
Und mit ihrer Art haben die Kalifornier die gesamte Automobilindustrie aus dem seit Jahrzehnten vorherrschenden Dornröschenschlaf geweckt. Auf einmal sind Dinge möglich, die vor 5 Jahren undenkbar waren. Und somit hat Tesla mit dazu beigetragen, die Welt zu verbessern.
Nun sollte Tesla beginnen den grünen Traum zu leben und nicht mit zweideutigen Geschäften einfach nur Kohle scheffeln.
Die Schweden haben es verstanden!
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1 comment so far add yours

Parker hat gesagt…

Endlich gibts neues auf dem Blog ;)
Laut einer Studie der Empa Schweiz ist die Produktion nicht so schädlich wie angenommen und mit welchem Strommix getsnkt wird hat den grösseren Einfluss. Wie das natürlich mit dem riesen Akku von Tesla aussieht ist natürlich eine andere Frage.